Wandern und Stil, das soll wirklich zusammen gehen? Bei stilvollem Reisen denkt man ja eher an einen Schwung Louis-Vuitton-Schrankkoffer, die von armen Trägern hinter einem hergeschleift werden, oder? Wandern, das heißt robuste Stiefel, multifunktionale Hosen und vor allem: richtige Rucksäcke, mit Tragesystem, vielen Einstellmöglichkeiten und allem Zipp und Zapp!
Klingt auch logisch, wenn man ausschließlich im Outdoorshop-seines-Vertrauens™ einkauft. Dort erhält man halt Kleidung, mit der man einen Nordpolwinter recht gemütlich überlebt, dann aber doch nur mit dem Hund einen Runde um den Block dreht. Dementsprechend ist der Schnitt auch eher für Nordpolüberwinterer, große, bärige Menschen mit viel Notvorräten um die Hüfte. Allerdings bin ich da das genaue Gegenteil. Das heißt, die Hose neigt immer dazu zu rutschen, auch mit Gürtel. Vor allem, wenn ich etwas in die vielen Taschen packe, die dann nicht nur nach unten ziehen, sondern auch um die Knie schlackern. Die Schuhe wirken zu groß, wie Elefantenfüße unter Streichhölzern, vom Rucksack mag ich da gar nicht reden, der mich in alle Richtungen um Längen überragt. So geht das jedenfalls nicht und, ich nehme es vorweg, die Rettung ist Stil!
Ich gebe zu, der Titel ist von CoolWalking geklaut, wo Pia nicht nur liebenswerte Etappenbeschreibungen zum E1 fabriziert, sondern sich auch mit wirklich wichtigen Dingen beim Wandern beschäftigt, nämlich Einkehr, Tierbegegnungen und Stil.
Farbe ist dort wie hier ein wichtiges Thema. Man erhält Wanderkleidung ja gerne mal in schreienden Farben, die jeden Papagei blass aussehen lassen oder in so schlammigen Tönen, dass manche Pfütze farbenfroh wirkt (s. auch hier). Schwarz ist ebenfalls eine Farbe, die man häufig findet, die Blaupalette hingegen findet man nur in Verbindung mit Karos und bei Hemden. Überhaupt: Hemden ohne Karos, was ist daran so schwer zu produzieren? Manuel Andrack forderte ja schon Wandern ohne Stock und Hut, ich fordere Wandern ohne Karos!
All diese Dilemmata kann man aber lösen. Zum einen hilft es, sein Gepäck zu reduzieren, der Ultralight-Bereich ist da sehr hilfreich, aber auch die Packlisten hier bringen vielleicht schon die ein oder andere Idee. Neben einer reduzierten Packliste hat mit das UL-Trekking aber vor allem die Erkenntnis gebracht, mal über den Tellerrand der Outdoorwelt zu schauen, denn auch andere Sportarten bieten Funktionskleidung. Dort findet man das schmal geschnittene schlichte Hosen, leichtere Schuhe und für all das braucht man kleinere Rucksäcke. Der Golfsport bietet da einiges, aber auch Tennis, Radsport oder Trailrunning warten mit leichten und z. T. schicken Sachen auf.
Außerdem braucht man keine Angst vor Baumwolle haben, grad im Unter- und Nachtwäschebereich. Hier sind oft Kunstfasern mit eingearbeitet, die die Kleidungsstücke schneller trocknen lassen und Silberfäden, die Geruch hemmen.
Im Hygienebereich hat es sich für mich bewährt, auf Bioprodukte umzusteigen, die ergiebiger sind. Nebenbei hat sich mein Waschverhalten geändert, was sich auch im Alltag positiv bemerkbar macht.
Technikverzicht ist ebenfalls ein Gewichtsgrund, es zeugt aber auch von Stil, aufmerksam seine Umwelt zu beachten.
Letztlich kann man auch sehr schön im Reisebereich nach Hilfsmitteln und Kleidung gucken. Bei youtube und auch sonst im Internet tummeln sich Miminal-Reisende mit ihren Packlisten, Kleidungs-, Schuh- und Rucksackempfehlungen. Wenn man die Technik der Digital Nomads weglässt, bekommt man auch hier Anregungen, wie man leicht und chic unterwegs sein kann.
So, zum Abschluss noch meine persönlichen Stil-Highlights:
Das Hemd
Einfarbige Hemden aus Baumwollmix, wobei es praktisch ist, wenn der KuFa-Anteil überwiegt. Damit ist man immer angezogen.
Der Schirm
Für den schnellen Schauer, den Nieselregen oder bei Sonne, es geht nichts über einen kleinen Klappschirm. Ob Billigmodell, Euroschirm oder Montbell muss jeder für sich entscheiden, aber er ist immer dabei und seitdem hatte ich meine Regenjacke nur noch als Windjacke an.
Das Rasierzeug
Bioladenpower! Der Rasiergriff ist aus wiederverwerteten Joghurtbechern, die Klingen ganz normaler 2-Klingen-Standard. Dazu gibt’s Bio-Rasiercreme umgefüllt in eine kleine Dose aus dem Reisezubehör. Letztlich ist das Rasierwasser umgefüllt in eine 10ml-Droplet-Flasche.
Der Schal
Ja, Buffs oder andere Schlauchtücher sind leichter, aber nichts ist so variabel, wie ein ordentlicher Schal. Ruiniert beim Ausziehen auch nicht die Frisur.
Na, ja, und alles andere findet man ja hier: Packlisten.